Dienstag, 18. Januar 2011

Filmbericht "Picco" Deutschland 2011




Picco ist kein Unterhaltungsfilm. Picco ist kein Drama und kein Lehrfilm. Picco ist eine Studie….und eine explizite Darstellung Menschlicher Grausamkeit in einer ihrer abartigsten Form.



Der Film gibt die Geschehnisse  aus der JVA Siegburg aus dem Jahre 2006 wieder. In einer vier Mann Zelle foltern drei jugendliche Insassen ihren mitgefangenen mehre Stunden ,  erhängen ihn und versuchen es wie ein Selbstmord aussehen zu lassen.


Ich saß in einer Überraschungspremiere und wusste nur das der Film ab 18 Jahre ausgeschrieben war.  Eingeblendet wurden die Namen Deutscher Filmförderungen. Als darauf folgend Bilder aus einem Gefängnis gezeigt wurden, war mir die Story des Films sofort bewußt und ich überlegte aufgrund der härte der Thematik den Saal zu verlassen.

Aber ich blieb und bereute es nicht.


Wenn man sich mit dem Medium Film an so einen Inhalt wagt ist man an sich zum scheitern verurteilt;  Wie kann man den Geschehnissen, dieses unvorstellbare, in 105 min nur mittels Bilder und Ton gerecht werden?!

Die ersten Szenen fingen an während ich noch überlegte zu gehen, aber die Art des Films zog mich innerhalb kürzester Zeit in seinem Bann. Ich wollte sehen, hinschauen und was ich sah und der Grund für meine umentscheidung war die unglaublich realistische Atmosphäre. Ein so realistischen Darstellung hatte ich noch nie zuvor in einem anderen Film empfunden.  Die Kamera war nicht vorhanden, man begleitete die jugendlichen inhaftierten, stand neben ihnen und beobachtete. Einmalig und beispiellos!

Der Hauptgrund neben der subtilen Kameraführung waren die Darsteller und vor allem die Besetzung der Rollen.  Es fühlte sich zu keinem Moment an, als würden sie schauspielern, sie waren diese jugendlichen. Besonders Frederic Lau hat seine Rolle des aggressiven machtbesessen Inhaftierten so detailliert und mit Charakterfeinheiten gespielt das der Schauspieler komplet verschwand. Meiner Meinung nach eine der größten internationalen Schauspieleistungen.


Der Film zeigt von Beginn an durch den Fokus des Neuankömmlings Kevin, Picco (So werden Neuankömlinge genannt), dass es zwei klare Positionen gibt. Die des Opfers und die, die sie zu Opfern machen. In dieser Welt muss sich Picco erst einmal zurechtfinden und bezieht die Rolle des Opfers, auch aufgrund seiner Enthaltungen bei Konfliktsituation und seinen Einsatz für das moralisch richtige.

So wird in zwei Dritteln des Film gezeigt wie sehr die Gefangenen selber sich erniedrigen, nach Schwächen bei den anderen suchen und Gewalt und vergewaltigung üblich ist. Besonders Picco muss dies erfahren. Alles wirkt glaubhaft und bringt einen während des zuschauens zu der Erkenntnis das ist auch genauso ist. Genauso wie der Film eine Haft in der JVA darstellt ist es in der Wirklichkeit. Auf dramatiesierung und überzeichnung wird verzichtet. Der Film schafft es sogar in seinen sehr minimalistischen Einstellungen das der Zuschauer es schafft diese Gefühle selber zu empfinden. Und man frage sich womit genau, aber es gelingt beeindruckend gut!

Ein zweiter wichtiger und auch mit Hauptkritikpunkt des Films ist die JVA selber. Das Gebäude ist trostlos, wirkt wie ein schlimmes Stasi Gefängnis. Die Insassen in den vierererzellen haben eine Toilette auf dem Zimmer die nicht mal verdeckt oder abgeschlossen ist. Duschen ist nur alle drei Tage erlaubt. Nocheinmal betont; mit vier Mann auf einem Zimmer. Und JA!; wir reden über das Jahr 2006 in einem JUGENDgefängniss. Die Wärter unterbrechen zwar meist die Gewaltsituationen der Jugendlichen aber kümmern sich aber nicht weiter darum.

Nach dem Selbstmord eines  zuvor niedergemacht und vergewaltigten „Opfers“ wird nur teilnahmslos gesagt das „so was nicht zu verhindern sei“ und das „beste getan wurde“. Ich will an dieser stelle nochmal bewusst machen das es sich hier um Tatsachen handelt!


Die vier Zelleninsassen, die drei Mörder und das Opfer, werden im laufe der Haft sehr umfangreich und meist einzeln porträtiert. Sie reden über ihre Gefühle, ihre Ängste, zeigen große Emotionen und unterhalten sich mit Menschen ihrer Heimat zu Besuchszeiten. Dabei gelingt es sehr tief in alle gedanklich einzudringen, man findet sich sogar teilweise wieder, aber aufjedenfall versteht man ihre Gefühle. In einer besonderen Szene weint der Haupttäter, da er eine DVD Nachricht von seiner Freundin und dessen gemeinsamen Kind bekommen hat. Alle vier sind absolut menschlich.


Es kommt zu einem Wendepunkt welchen ich wirklich als sehr überraschend empfand und den Film und alles was passieren WÜRDE ein sehr differenziertes Licht stellt. Picco versuchte sich immer mehr aus seine Opferrolle herauszuwinden und er schafft es letztendlich  indem er die Rolle des Opfers weitergibt an Tommy, seinen mit Zelleninsassen. Dieser hatte zuvor Picco, genau wie die anderen, versucht fertig zu machen um von sich selber abzulenken. Daher entwickelte Picco, schon abgestumpft aufgrund der Haftbedingungen und eben genannten Faktoren, keine moralischen bedenken als er selber aktiv wird. Tommy sagte Picco selber das jeder sich de nächste sei und man aus anderen leid seinen Vorteil ziehen muss um nicht selber unterzugehen.


Ab diesem Punkt nimmt das ganze seinen unvorstellbaren lauf. Tommy kann sich aus der position des Opfers, trotz aller Bemühungen nicht herauszuwinden.

In der  bekannten Nacht, auf die ich nur ganz grob eingehen möchte, beschließen die beiden anderen Zellenkollegen, angeregt durch Tommys weichliche Art, ihn so sehr zu foltern das er sich selber erhängt; Weil sie mal jemand zappel sehen wollen.

Die dabei gezeigten Szenen sind sehr hart aber niemals geschmacklos sondern der Situation passend gefilmt und auch wichtig um die schwere der geschehnisse im Ansatz nachzuvollziehen. Ich erwähne noch das der eigentliche tathergang um einiges länger und grausamer war, so das der gefolterte jugendliche selber um seinen tot bat.

Picco, welcher sich anfangs noch versucht raus zuhalten und als einizger anscheinende, wobei sehr verkümmerte, moralische Bedenken hat versucht unterschwellig Partei für den zerstörten und zu Tode geweihten Tommy zu ergreifen. Dadurch zieht er allerdings selber den Zorn der beiden anderen auf sich. Immer mehr in die enge gedrängt aber dennoch sehr selbstbewusst und überzeugend versucht er letztendlich Tommy zu überreden sich selber zu erhängen. Im Gegensatz zu den anderen, die Tommy mit Folter zu diesem Punkt bringen wollten, versucht Picco es mit einfühlsamen, behutsammen, gefassten redens, argumentiert das es „für alles so das beste sei“ und wirkt dadurch  erschreckend, noch grausamer als die beiden anderen, welche aufgrund ihrer niederen Bedürfnis gehandelt haben.

Tommy wird erhängt.
Zuvor sagt Picco Tommy, das er an seiner Stelle das gleiche gemacht hätte. Und wahrscheinlich, basierend auf Tommis Aussagen, hätte er es sogar.


Der Film, obwohl er an sich nur 1 zu1 die Geschehnisse wieder zu geben scheint (an sich spricht ja auch alles was passiert sehr für sich selber) zeigt ein tiefes Abbild der menschlichen Wesens  und wirft viele fragen auf und man wird sich automatisch Gedanken machen. Wie hätte man selber gehandelt? Kann man vielleicht sogar Piccos Verhalten verstehen?

Die unglaublich grausamen Mörder haben selber Emotionen, weinen haben Ängste. Mann kann sie nicht nur eindimensional betrachten. Ein Moralischer , ruhiger Mensch wird selber zum aktiven Bestie.

Man könnte dazu neigen der unmenschlichen Haftbedingungen der JVA, welche sehr trefflich dargestellt wird, die Schuld an der Veränderung der Psyche, an dem handeln der drei Mörder zu geben, weil man auch einfach nach einer Erklärung, einer Antwort sucht , wie Menschen die selber Emotionen empfinden können so was einen anderen Menschen in der kälte und länge mit der geplanntheit antun könne.

Die JVA hat auch sicherlich Schuld an vielen Extremsituationen welche dargestellt werden. Allerdings darf es dennoch nicht drüber hinwegtäuschen, das diese drei inhaftierten Jugendlichen als grausame Mörder wahrzunehmen sind. Den auch wenn man in der JVA ein menschenunwürdiges Leben führt, ist dieser Fall in der Form einzigartig.

Über den Film selber mag ich sagen das er  der am besten gemachteste Film ist den ich jeh gesehen habe und zu dieser speziellen und schwierigen Thematik die passendste Umsetzung aufweißt. Ein absolutes Meisterwerk von Kopf bis Fuß, bezüglichauf diesen Punkt fast schade das dies ein Film ist den man sich maximal nur einmal anschauen wird.

Ich sage vorraus, dass der Film jegliche Preise bekommen wird die 2011 anstehen!



Der Mensch ist kein Tier, weil Tiere nicht so grausam sein können.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Montag, 3. Januar 2011

Sonntag, 2. Januar 2011